Dienstag, 18. Januar 2005

Zum Fall E.ON und Werner Müller

I P P N W - P R E S S E I N F O R M A T I O N

Zum Fall E.ON und Werner Müller

Wirtschaftsminister Werner Müller machte Energiepolitik im Interesse des Atomkonzerns E.ON


Transparenz bei Bezahlung von Politikern schützt nicht vor Industrie-Abhängigkeit

Berlin, 18.01.2005 - „Die Offenlegung von Zahlungen der Wirtschaft an Politiker tragen nicht im mindesten dazu bei, dass eine von Industrieinteressen unabhängige Politik möglich ist.“ Das beweist nach Auffassung der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW der Fall des ehemaligen Bundeswirtschaftsministers und E.ON-Managers Werner Müller. Die „Berliner Zeitung“ berichtet in ihrer heutigen Ausgabe über den Wechsel von Müller zwischen Atomwirtschaft und Bundesregierung. Müller weist zu Recht darauf hin, dass er kein Geheimnis daraus gemacht hat, dass er vor seiner Berufung ins Ministeramt 25 Jahre als Manager in der Energiewirtschaft tätig war. „Müller war 1998 vom Energie- und Atomkonzern E.ON in die Bundesregierung geschickt worden. Dieser ungeheuerliche Vorgang war für die Öffentlichkeit völlig transparent“, betonte IPPNW-Atomexperte Henrik Paulitz. „In der Bundesregierung hat Müller ungeniert die Interessen seines Konzerns und seiner Branche vertreten“, so Paulitz. „Müller setzte mit dem so genannten Atomkonsens den langjährigen Weiterbetrieb der deutschen Atomkraftwerke durch, torpedierte das Erneuerbare Energiegesetz und ließ durch seinen Staatssekretär eine Ministererlaubnis zugunsten einer Tochtergesellschaft für E.ON erteilen.

„Kaum war Müller 1998 nach dem Regierungswechsel zu Rot-grün Wirtschaftsminister, griff er Umweltminister Jürgen Trittin unablässig an“, erinnert sich Paulitz. „Trittin hatte nichts anderes gemacht, als – der Koalitionsvereinbarung gemäß – auf einen zügigen Atomausstieg hinzuwirken und ein Verbot der Wiederaufarbeitung durchzusetzen. Schon wenige Monate nach dem Regierungswechsel war Trittin faktisch entmachtet, er stand kurz vor dem – erwungenen – Rücktritt. Nach klärenden Gesprächen mit Bundeskanzler Schröder blieb Trittin Umweltmininister und beteiligte sich an dem so genannten Atomkonsens vom Juli 2000, der den langjährigen Weiterbetrieb der deutschen Atomkraftwerke vorsah. Im Jahr 2002 trat das neue Atomgesetz in Kraft, mit dem die Atomindustrie eigenen Aussagen zu Folge in höchstem Maße zufrieden ist“, so Paulitz.

„Auch bei der angestrebten Energiewende versuchte Wirtschaftsminister Müller, alles zu verhindern“, erinnert sich ein ehemaliger Mitarbeiter der grünen Bundestagsfraktion. Müller habe vehement versucht, das Erneuerbare Energiegesetz zu verhindern oder zumindest zu verwässern. Entwürfe für das Gesetz seien bei E.ON geprüft worden. In einem Fall sei der grünen Bundestagsfraktion sogar ein Entwurf aus dem Hause E.ON zugeleitet worden. Das Erneuerbare Energiegesetz sei erst nach einer persönlichen Intervention des schleswig-holsteinischen Ministerpräsidentin Heide Simonis durchgegangen. Simonis brauchte die Förderung der erneuerbaren Energien, um die Wahl in Schleswig-Holstein zu gewinnen. Sonst wäre das Gesetz möglicherweise am Widerstand von Wirtschaftsminster Müller gescheitert. Müller habe weiterhin versucht, die Förderung der umweltfreundlichen Kraft-Wärme-Kopplung zu behindern, da E.ON kaum über diese Technik verfügt.

Kurz vor seiner Rückkehr zu E.ON ließ Müller seinen Staatssekretär – gegen das Votum des Bundeskartellamtes – noch eine Ministererlaubnis zur Fusion der Ruhrgas AG mit E.ON erteilen.

„Diese Geschehnisse sind kein Einzelfall, keine individuelle Verfehlung“, meint Paulitz. „Es ist Teil der bundesrepublikanischen Wirklichkeit, dass einflussreiche Banken und Industrieunternehmen Politiker und Parteien bezahlen. Selbstverständlich werden dafür Gegenleistungen erwartet. Die Parteispenden werden seit Jahren transparent gemacht. Das ändert aber rein gar nichts an der demokratisch nicht legitimierten Einflussnahme.“

Kontakt: IPPNW, Henrik Paulitz, Tel. 0621-39 72 668 oder mobil 0171-53 888 22

Siemens bezahlte Vorsitzende des Forschungsausschusses

Abhängigkeiten
Siemens bezahlte Vorsitzende des Forschungsausschusses

05. Jan. 2005

Der Elektro-, Technologie- und Atomkonzern Siemens hat der FDP-Politikerin Ulrike Flach bis Ende 2004 ein Gehalt von jährlich 60 000 Euro brutto zukommen lassen. Die Oppositionspolitikerin ist keineswegs ohne - für Siemens interessante - Einflussmöglichkeiten im Parlament. Sie ist Vorsitzende des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung.

Für die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) "ist klar: Unsichtbare finanzielle Einflußnahme auf Abgeordnete bedroht die Freiheit des Mandats. Der Abgeordnete ist in Deutschland Vertreter des ganzen Volkes - er ist nicht der Vertreter von Gruppen, Unternehmen, Behörden, nicht einmal von Parteien."

Der Abgeordnete sei, so kommentiert die Zeitung weiter, Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur seinem Gewissen unterworfen."

Nach Auffassung des Kommentators der einflussreichen Wirtschaftszeitung ist allerdings "die Verankerung von Abgeordneten" in Berufen grundsätzlich wünschenswert. Das stärke das freie Mandat. Es solle lediglich transparent gemacht werden, wer die Abgeordneten bezahlt: "Es sollte sichtbar sein, wofür er steht und einsteht."

Unterschriftsaktion zu Lobbytätigkeit von Politikern

Unterschriftenaktion zu Lobbytätigkeit von Politikern
Mit der Bitte um weitere Verbreitung (als .pdf und .doc):


https://twoday.net/static/omega/files/liste_flach_0501.pdf

Bitte direkt per Post oder Fax an die beiden Adressaten schicken.

Gruß
Hans Schmidt
Sprecher der BI Wolfratshausen-Stadtgebiet gegen Elektrosmog

WDR-Umfrage: Jedes fünfte Unternehmen in NRW beschäftigt Parlamentarier

WDR-Umfrage
Jedes fünfte Unternehmen in NRW beschäftigt Parlamentarier

17. Jan. 2005

Von den größten Unternehmen in Nordrhein-Westfalen hat jedes fünfte einen oder mehrere Parlamentarier auf seiner Mitarbeiterliste. Das geht aus einer Umfrage des Westdeutschen Rundfunks (WDR)unter 50 der größten Unternehmen in NRW hervor, zu der sich 36 der befragten Unternehmen äußerten. Sieben Firmen gaben nach Informationen des Senders an, Bundes- oder Landtagsabgeordnete in ihrer Mitarbeiterkartei zu führen.

In einigen Erklärungen heißt es den Angaben zufolge, Gehälter würden nur für tatsächlich geleistete Arbeit gezahlt. Die übrigen Unternehmen teilten mit, die Arbeitsverhältnisse mit den Abgeordneten ruhten derzeit, so dass keine Gelder an aktive Landes- oder Bundesparlamentarier gezahlt würden.

"Keine Stellungnahme" von Telekom, Stadtwerke Köln, Hochtief und RWE

Unter den 14 befragten Firmen, die keine Stellungnahme abgaben, befinden sich nach WDR-Informationen weitere Unternehmen, die Abgeordnete im nordrhein-westfälischen Landtag zu ihren Mitarbeitern zählen. Dazu gehören die Deutsche Telekom, der Baukonzern Hochtief sowie eine gemeinsame Tochter der Stadtwerke Köln und der RWE Umwelt Rheinland.

Text unter Verwendung von Material von: ddp

NEBENEINKÜNFTE

NEBENEINKÜNFTE

Ex-Minister Müller bezog während Amtszeit Rente von E.ON

Bereits während seiner Amtszeit als Wirtschaftsminister hat der parteilose Werner Müller einem Zeitungsbericht zufolge Rente vom Energiekonzern E.ON bezogen. Der heutige Vorstandschef der Essener Ruhrkohle sagte dazu, seine Unabhängigkeit als Minister sei nie beeinträchtigt gewesen, schließlich sei eine Pension kein Gehalt.

AP
Müller: Manager, Minister, Vorstandschef
Berlin - Als Beginn seiner Rentenbezüge nannte Werner Müller in der "Berliner Zeitung" laut Vorabveröffentlichung den Januar 2002. Er habe jedoch kein Geheimnis daraus gemacht, dass er vor seiner Berufung ins Ministeramt 25 Jahre als Manager in der Energiewirtschaft gearbeitet und damit auch Pensionsansprüche erworben habe, sagte Müller.

Seine Entscheidungen als Minister habe die E.ON-Rente nicht beeinflusst. "Ich hätte, spaßhaft gesagt, alle Atomkraftwerke von E.ON stilllegen können, an meinem Rentenanspruch und am Rentenbeginn im Januar 2002 hätte das nichts geändert", sagte der Vorgänger von Wolfgang Clement (SPD).

Zu der aktuellen Diskussion um Nebeneinkünfte von Politikern, sagte Müller, er sei dafür, die Nebentätigkeiten von Politikern offenzulegen. Allerdings schwäche es die Qualität der Politik, wenn zum Beispiel die Tatsache einer in 25 Berufsjahren verdienten Firmenrente, die Mitarbeit in der Politik verböte. "Wie so oft sehe ich die Gefahr, dass wir angesichts der momentanen Debatte das Kind mit dem Bade ausschütten", sagte der Ex-Minister.

Müller, der im Oktober 2002 aus dem Kabinett ausschied, wurde 2003 Vorstandschef des Essener Ruhrkohle-Konzerns (RAG). An der RAG ist E.ON beteiligt.



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